- GastGast
Lintorfer Erzbergwerke
Mi 30 Nov 2016, 13:35
Tach zusammen,
jetzt muss ich mir doch tatsächlich die Mühe machen um die Infos und Daten aus verschiedenen Foren und Internet-Blogs zusammen zu tragen. Naja, was macht man nicht alles fürs Forum
Die "Lintorfer Erzbergwerke" bestanden aus mehreren Schachtanlagen die hauptsächlich Bleierze förderten. Die Schächte befanden sich alle in dem Waldstück zwischen Duisburg, Mülheim und Ratingen. Vereinzelt fanden sich auch dazugehörige Schachtanlagen in Velbert und Wuppertal. Bekannt ist, dass die Schächte Mitte des 18. Jahrhunderts geteuft wurden. Bereits 1753 stand in Lintorf die erste funktionsfähige Dampfmaschine in Deutschland um die Wasserkunst eines Bergwerks anzutreiben. In mehreren Bergwerken wurde neben Blei auch Alaunschiefer abgebaut, der u.a. zur Blaufärbung von Textilien, zur Herstellung von Medikamenten und in der zunehmend expandierenden Metallindustrie des Ruhrgebietes als Zuschlag bei der Verhüttung von Stahl Verwendung fand. Bergleute aus Sachsen und anderen Bergbaugebieten Deutschlands zog es nach Lintorf, um in der Zeche zu arbeiten. Sie siedelten sich um die Zeche herum an und hatten so einen räumlichen Abstand zum Dorf. Bei der Dampfmaschine handelte es sich um eine "Atmosphärische Dampfmaschine" der Bauart Thomas Newcomen. Diese Bauart verfügte aber nicht über die notwendige Kraft sodass es immer wieder zu Wassereinbrüchen kam und einige Schächte mehrmals absoffen.
Wie tief die einzelnen Schächte waren lässt sich heute kaum mehr belegen. Während der beiden Weltkriege, aber auch über die Jahrhunderte sind viele Dokumente verloren gegangen. Laut Heimatforschern ist aber davon auszugehen, dass einzelne Schächte eine Teufe von über 100 Meter erreichten.
Auch die Förder- und Belegschaftszahlen lassen sich heute nicht mehr genau bestimmen.
1872 befanden sich unter Führung einer holländischen Gesellschaft die Schachtanlagen Friedrichsglück, Diepenbrock und Auguste Catharina in Betrieb, wobei nur auf Friedrichsglück und Diepenbrock gefördert wurde. Am Neujahrstag 1889 brannte das Maschinenhaus der Zeche Diepenbrock ab. Auf ihrem Gelände wurde die wesentlich modernere Schachtanlage "Loman" errichtet. Der Schacht ist noch heute im Wald zu finden und ist wegen Einsturz- und Explosionsgefahr abgesperrt. Der Schacht "Drucht" in unmittelbarer Nähe zum Schacht Auguste Catharina (ebenfalls noch sichtbar) ist in der Gegend im Volksmunde als "Bleiweiher" bekannt, da die Oberfläche des darin befindlichen Wassers bleiern schimmert.
Im Internet lassen sich auch weitere Überreste finden, so zum Beispiel die Grundmauern eines Zechengebäudes des Lomanschachtes.
Die Lintorfer Bleibergwerke waren bis 1903 aktiv, danach soff der Schacht Loman ab.
Abschließend bleibt zu sagen, das Netz ist sehr ergiebig an Informationen, wie an Fehlinformationen. Ich habe die Daten verglichen und versucht Fehlinformationen herauszufiltern. Sicherlich ist dies mir jetzt nicht immer gelungen. Es gibt auch kaum eine verlässliche Quelle. Lediglich der Lintorfer Heimatverein erweist sich bisher als seriös. Aber auch die haben nicht alle Informationen. Ich habe versucht, alles auch möglichst verständlich zu schreiben und einigermaßen Chronologisch zu bleiben. Allerdings wird mir das auch nur teilweise gelungen sein. Es ist sehr schwierig, Formulierungen zu finden und alle Informationen zusammen zu tragen. Was ich hier geschrieben habe kann man allenfalls als Zusammenfassung verstehen. Es gab wesentlich mehr Schachtanlagen die heute einigen bekannt, anderen unbekannt sind. Grubenrisse gibt es keine mehr, lediglich Pläne der Grubenfelder wo ein Teil der Schächte eingezeichnet ist. In diesem Gebiet lassen sich unzählige Spuren des Bergbaus finden, wenn man sie sucht und weiß, was Relikte des Bergbaus sind. Halden lassen sich immer wieder finden ebenso zahlreiche Pingen. Nicht umsonst ist es strengstens verboten die Waldwege zu verlassen, es besteht Einsturzgefahr. Um wirklich das gesamte Thema Lintorfer Erzbergwerke abzudecken würde es tagelanges schreiben und monate-, wenn nicht sogar jahrelange Recherche voraussetzen. Bedauerlich, das sich noch nie jemand diese Mühe gemacht hat Aber ich kann es irgendwo verstehen...
Anbei habe ich noch ein paar Fotos, die ich selbst auf einer Tour zu diesem in jeder Hinsicht interessanten Gebiet gemacht habe. Verbessert mich, korrigiert mich. Ich bin auch nur ein Mensch und bei mir werden sich hier auch der ein oder andere Fehler eingeschlichen haben. So aber nu gut, meine Erklärung und Ausführungen zum Text sollen nicht länger werden als mein eigentlicher Text.
Schacht Auguste Catharine
Der "Bleiweiher" genannte Schacht Drucht. Nur die wenigsten wissen, dass dieser kreisrunde "Teich" einmal ein Schacht war. Ich selbst habe ihn für einen Bombentrichter gehalten, da hier während des zweiten Weltkriegs ein NS-Arbeitslager gebaut werden sollte. Im Hintergrund sind noch Häuser des Lagers zu erkennen. Die wurden nach dem Krieg als Kinderheim genutzt um den sich viele Mythen ranken. Heute ist es ein Therapiezentrum für Suchtkranke.
Der Bunker einer Flakstellung, vermutlich wegen des Lagers oder wollte das NS-Regime evt. die alten Zechen wieder aufschließen? Ich weiß es nicht,
Grundreste eines Zechengebäudes? Links und rechts davon liegen jedenfalls die beiden Schächte. Hinten ist ein kirchenähnliches Gebäude zu sehen. War das vielleicht auch ein Kirchengebäude für die Bergleute? Sah jedenfalls älter aus als das Lager.
So das wars, hoffe es hat einigermaßen gefallen. Für Kritik bin ich offen
Glückauf,
Any
jetzt muss ich mir doch tatsächlich die Mühe machen um die Infos und Daten aus verschiedenen Foren und Internet-Blogs zusammen zu tragen. Naja, was macht man nicht alles fürs Forum
Die "Lintorfer Erzbergwerke" bestanden aus mehreren Schachtanlagen die hauptsächlich Bleierze förderten. Die Schächte befanden sich alle in dem Waldstück zwischen Duisburg, Mülheim und Ratingen. Vereinzelt fanden sich auch dazugehörige Schachtanlagen in Velbert und Wuppertal. Bekannt ist, dass die Schächte Mitte des 18. Jahrhunderts geteuft wurden. Bereits 1753 stand in Lintorf die erste funktionsfähige Dampfmaschine in Deutschland um die Wasserkunst eines Bergwerks anzutreiben. In mehreren Bergwerken wurde neben Blei auch Alaunschiefer abgebaut, der u.a. zur Blaufärbung von Textilien, zur Herstellung von Medikamenten und in der zunehmend expandierenden Metallindustrie des Ruhrgebietes als Zuschlag bei der Verhüttung von Stahl Verwendung fand. Bergleute aus Sachsen und anderen Bergbaugebieten Deutschlands zog es nach Lintorf, um in der Zeche zu arbeiten. Sie siedelten sich um die Zeche herum an und hatten so einen räumlichen Abstand zum Dorf. Bei der Dampfmaschine handelte es sich um eine "Atmosphärische Dampfmaschine" der Bauart Thomas Newcomen. Diese Bauart verfügte aber nicht über die notwendige Kraft sodass es immer wieder zu Wassereinbrüchen kam und einige Schächte mehrmals absoffen.
Wie tief die einzelnen Schächte waren lässt sich heute kaum mehr belegen. Während der beiden Weltkriege, aber auch über die Jahrhunderte sind viele Dokumente verloren gegangen. Laut Heimatforschern ist aber davon auszugehen, dass einzelne Schächte eine Teufe von über 100 Meter erreichten.
Auch die Förder- und Belegschaftszahlen lassen sich heute nicht mehr genau bestimmen.
1872 befanden sich unter Führung einer holländischen Gesellschaft die Schachtanlagen Friedrichsglück, Diepenbrock und Auguste Catharina in Betrieb, wobei nur auf Friedrichsglück und Diepenbrock gefördert wurde. Am Neujahrstag 1889 brannte das Maschinenhaus der Zeche Diepenbrock ab. Auf ihrem Gelände wurde die wesentlich modernere Schachtanlage "Loman" errichtet. Der Schacht ist noch heute im Wald zu finden und ist wegen Einsturz- und Explosionsgefahr abgesperrt. Der Schacht "Drucht" in unmittelbarer Nähe zum Schacht Auguste Catharina (ebenfalls noch sichtbar) ist in der Gegend im Volksmunde als "Bleiweiher" bekannt, da die Oberfläche des darin befindlichen Wassers bleiern schimmert.
Im Internet lassen sich auch weitere Überreste finden, so zum Beispiel die Grundmauern eines Zechengebäudes des Lomanschachtes.
Die Lintorfer Bleibergwerke waren bis 1903 aktiv, danach soff der Schacht Loman ab.
Abschließend bleibt zu sagen, das Netz ist sehr ergiebig an Informationen, wie an Fehlinformationen. Ich habe die Daten verglichen und versucht Fehlinformationen herauszufiltern. Sicherlich ist dies mir jetzt nicht immer gelungen. Es gibt auch kaum eine verlässliche Quelle. Lediglich der Lintorfer Heimatverein erweist sich bisher als seriös. Aber auch die haben nicht alle Informationen. Ich habe versucht, alles auch möglichst verständlich zu schreiben und einigermaßen Chronologisch zu bleiben. Allerdings wird mir das auch nur teilweise gelungen sein. Es ist sehr schwierig, Formulierungen zu finden und alle Informationen zusammen zu tragen. Was ich hier geschrieben habe kann man allenfalls als Zusammenfassung verstehen. Es gab wesentlich mehr Schachtanlagen die heute einigen bekannt, anderen unbekannt sind. Grubenrisse gibt es keine mehr, lediglich Pläne der Grubenfelder wo ein Teil der Schächte eingezeichnet ist. In diesem Gebiet lassen sich unzählige Spuren des Bergbaus finden, wenn man sie sucht und weiß, was Relikte des Bergbaus sind. Halden lassen sich immer wieder finden ebenso zahlreiche Pingen. Nicht umsonst ist es strengstens verboten die Waldwege zu verlassen, es besteht Einsturzgefahr. Um wirklich das gesamte Thema Lintorfer Erzbergwerke abzudecken würde es tagelanges schreiben und monate-, wenn nicht sogar jahrelange Recherche voraussetzen. Bedauerlich, das sich noch nie jemand diese Mühe gemacht hat Aber ich kann es irgendwo verstehen...
Anbei habe ich noch ein paar Fotos, die ich selbst auf einer Tour zu diesem in jeder Hinsicht interessanten Gebiet gemacht habe. Verbessert mich, korrigiert mich. Ich bin auch nur ein Mensch und bei mir werden sich hier auch der ein oder andere Fehler eingeschlichen haben. So aber nu gut, meine Erklärung und Ausführungen zum Text sollen nicht länger werden als mein eigentlicher Text.
Schacht Auguste Catharine
Der "Bleiweiher" genannte Schacht Drucht. Nur die wenigsten wissen, dass dieser kreisrunde "Teich" einmal ein Schacht war. Ich selbst habe ihn für einen Bombentrichter gehalten, da hier während des zweiten Weltkriegs ein NS-Arbeitslager gebaut werden sollte. Im Hintergrund sind noch Häuser des Lagers zu erkennen. Die wurden nach dem Krieg als Kinderheim genutzt um den sich viele Mythen ranken. Heute ist es ein Therapiezentrum für Suchtkranke.
Der Bunker einer Flakstellung, vermutlich wegen des Lagers oder wollte das NS-Regime evt. die alten Zechen wieder aufschließen? Ich weiß es nicht,
Grundreste eines Zechengebäudes? Links und rechts davon liegen jedenfalls die beiden Schächte. Hinten ist ein kirchenähnliches Gebäude zu sehen. War das vielleicht auch ein Kirchengebäude für die Bergleute? Sah jedenfalls älter aus als das Lager.
So das wars, hoffe es hat einigermaßen gefallen. Für Kritik bin ich offen
Glückauf,
Any
- GastGast
Re: Lintorfer Erzbergwerke
Mi 30 Nov 2016, 13:38
Vielleicht kann ja jemand noch Infos beisteuern.
- Meidericher
- Anzahl der Beiträge : 8162
Anmeldedatum : 22.02.14
Arbeit/Hobbys : Zechen Forum / Fotografieren
Re: Lintorfer Erzbergwerke
So 11 Dez 2016, 19:25
Da wir es besonders interessant finden, waren wir heute mal vorort! Gefunden haben wir einzelne Pingen sowie div. Halden.Ausserdem waren wir an dem "kirchenähnlichen Gebäude".Hier mal ein paar Bilder dazu.
Halde??
Pinge??
Schöne Waldwege gibt es hier.
Kirche??
Da dieses Thema sehr "Umfangreich" ist, werden wir nochmals die Gegend erkunden.
@Anyone09: Du hast es ja bereits geschrieben, aber ich habe nochmal nachgesehen!
Im Buch „Duisburger Forschungen“ Band 14 habe ich folgendes dazu gefunden.
Zitat
„1751 ist dann wirklich eine Dampfmaschine in Deutschland gebaut worden und zwar in unmittelbarer Nähe von Duisburg, in Lintorf im Amt Angermund. Hier befand sich ein Blei-,Vitriol und Alaunbergwerk, das 1746 in den Besitz des Kommerzienrates Heinrich Kirschbaum in Düsseldorf überging“
Schaut mal hier = Klick mich
Mehr dazu gibt es später
Halde??
Pinge??
Schöne Waldwege gibt es hier.
Kirche??
Da dieses Thema sehr "Umfangreich" ist, werden wir nochmals die Gegend erkunden.
@Anyone09: Du hast es ja bereits geschrieben, aber ich habe nochmal nachgesehen!
Im Buch „Duisburger Forschungen“ Band 14 habe ich folgendes dazu gefunden.
Zitat
„1751 ist dann wirklich eine Dampfmaschine in Deutschland gebaut worden und zwar in unmittelbarer Nähe von Duisburg, in Lintorf im Amt Angermund. Hier befand sich ein Blei-,Vitriol und Alaunbergwerk, das 1746 in den Besitz des Kommerzienrates Heinrich Kirschbaum in Düsseldorf überging“
Schaut mal hier = Klick mich
Mehr dazu gibt es später
- GastGast
Re: Lintorfer Erzbergwerke
Mo 12 Dez 2016, 17:25
Ja, das Thema ist sehr umfangreich. Ich hoffe, hier schaffen wir das die Geschichte der Erzzechen da irgendwie mal zusammen zu tragen und das ganze mit Bilder zu versehen.
- Meidericher
- Anzahl der Beiträge : 8162
Anmeldedatum : 22.02.14
Arbeit/Hobbys : Zechen Forum / Fotografieren
Re: Lintorfer Erzbergwerke
Mo 12 Dez 2016, 18:50
Anyone09 schrieb:Ja, das Thema ist sehr umfangreich. Ich hoffe, hier schaffen wir das die Geschichte der Erzzechen da irgendwie mal zusammen zu tragen und das ganze mit Bilder zu versehen.
Ich/Wir war/waren nicht zum letzten mal dort Wir fahren nochmal dahin und schauen was wir da so finden.
Auch mal in die Löcher kucken aber sehr vorsichtig!!!!
Hier ist ein Schacht ca. 1 m tief und nichts besonderes.Im Schacht ist ein Entwässerungsrohr.
Und 1 m daneben ein Gullydeckel
LG Stephan
- GastGast
Re: Lintorfer Erzbergwerke
Di 13 Dez 2016, 17:05
Diesen Schacht kenne ich. Der wird tatsächlich jetzt für Wasser genutzt. Das war allerdings vorher ein Notausgang vom Bunker, der seinen Haupteingang neben der alten Flakstellung hat. Hab da mal auf dem Gelände vorsichtig nachgefragt. Den Bleiweiher bzw. die beiden Schächte da müsstest du dann ja auch gefunden haben
Die sehen aus wie Teiche und sind kreisrund. Ich hab erst an geflutete Bombentrichter gedacht, es sind aber die (verbrochenen) Schächte Auguste Catharine und Drucht
Die sehen aus wie Teiche und sind kreisrund. Ich hab erst an geflutete Bombentrichter gedacht, es sind aber die (verbrochenen) Schächte Auguste Catharine und Drucht
- Meidericher
- Anzahl der Beiträge : 8162
Anmeldedatum : 22.02.14
Arbeit/Hobbys : Zechen Forum / Fotografieren
Re: Lintorfer Erzbergwerke
Di 13 Dez 2016, 17:09
Die Teiche habe ich gefunden, aber wo ist die alte Flakstellung?
- GastGast
Re: Lintorfer Erzbergwerke
Di 13 Dez 2016, 17:13
Wenn du vom Haupteingang aus in Richtung Therapiezentrum gehst... also quasi aus Richtung Entenfang, direkt hinter dem Tor direkt Links. Da müsstest du sie sofort sehen. Die Flakstellung bzw. diesen Bunkereingang habe ich oben in die Fotos hinzugefügt
- Meidericher
- Anzahl der Beiträge : 8162
Anmeldedatum : 22.02.14
Arbeit/Hobbys : Zechen Forum / Fotografieren
Re: Lintorfer Erzbergwerke
Di 13 Dez 2016, 17:24
Ach ja habe ich übersehen
Hier die Teiche
Die Teiche sind ja in der Nähe von diesem Turm.
Hier die Teiche
Die Teiche sind ja in der Nähe von diesem Turm.
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
|
|